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Wider die Gnosis – Exzerpt aus meinem Essay über die Rolle der Forschung in Hans Danuers Werk

Veröffentlicht am 26.08.2017

"[Hans Danuser] durchkreuzte mit seinen so unspektakulären wie ahnungsvoll-atmosphärischen Aufnahmen – darunter auch 'Strangled Body' (1995) oder 'Frozen Embryo' (1998–2000) – gleich zweierlei 'Denkstile' und 'Meinungssysteme'. Zum einen die geläufige Selbstdarstellung und -wahrnehmung von Wissenschaften und Institutionen. Zum anderen die populären Imagination dessen, was da hinter verschlossenen Türen vor sich gehen mag. […] Dieses Durchkreuzen des Etablierten, dieses Öffnen von Räumen ist ein Grundimpuls nicht nur der modernen Künste, sondern auch der Forschung als solcher. Nicht von ungefähr und mit einiger Berechtigung hat die Kuratorin der documenta 13 (2012), Carolyn Christov-Bakargiev, – avancierte – Kunst einmal als Grundlagenforschung bezeichnet."

"Wenn Hans Danuser, lange bevor künstlerische Forschung zu einem geflügelten Wort wurde, sich als Laie Zugang zu … Institutionen und Unternehmen verschaffte und seine Eindrücke nicht dokumentarisch, nicht wissenschaftlich, sondern dezidiert künstlerisch transformierte, so entsprechen sowohl Methode wie auch Resultat dem Forschungsverständnis [Bruno] Latours, aber auch den eher formalen, normativen Kriterien, die [Henk] Borgdorff als conditio sine qua non für künstlerische Forschung aufführt: Erweiterung des Wissens, neue Recherche in und durch Kunstwerke(n), Thematisierung wichtiger Fragen, Dokumentation und Verbreitung. Es waren Künstler wie Danuser, die der künstlerischen Forschung den Weg bereiteten, ohne dies im eigentlichen Sinne anzustreben. Sie ließen sich leiten von Neugier und Wissensdurst, nicht aber von Ready-made-Methoden oder jenen 'Handbüchern', die heute zur künstlerischen Forschung verlegt werden. Sie begaben sich in den Dschungel, bevor er kartografiert worden war."

Der ganze Essay ist in Hans Danuser. Dunkelkammern der Fotografie, Steidl Verlag 2017, erschienen.